Ein Ort, an dem wir uns versammeln

 Warum wir uns am Sonntag versammeln

 

 

Das Vogelhaus

 von Horst Rehmann

 

Die Straßen sind wie leergefegt,

der Frost hat alles lahmgelegt,

nur im Vogelhaus herrscht Leben,

auch am Futterring daneben.

 

Durch die klaren Fensterscheiben,

sieht man gern dies wilde Treiben.

Wenn die Amseln und die Meisen

hastig ihre Körnchen speisen.

 

Auch wenn ein kleiner Fink geschickt

an einem Meisenknödel pickt,

oder wenn die frechen Spatzen

Futter aus dem Häuschen kratzen.

 

Erst wenn die Dunkelheit anbricht,

und an den Straßen brennt das Licht,

dann ist das Vogelhäuschen leer,

vorbei der bunte Flugverkehr.

 

Seit einiger Zeit steht bei uns auf dem Gemeindegrundstück in Plauen ein Vogelhäuschen. Anlass, es dort aufzustellen, war die Zeit des Lockdowns. Lange Zeit war es uns nicht möglich, uns wie gewohnt im Gemeindehaus zu versammeln. Erst nach und nach fanden wir uns mit den digitalen Möglichkeiten zurecht, um uns wenigstens vor den Bildschirmen im eigenen Zuhause zu treffen und auszutauschen. Aber es war einfach nicht dasselbe. Und besonders für die Kinder war die Umstellung schwer zu verstehen und nicht leicht zu ertragen.

Unser Zweigpräsident, Bruder Hirsch, hatte daher die Idee, neben dem Gemeindehaus ein Vogelhäuschen aufzustellen. Es sollte den Kindern einen Anlass geben, trotz fehlender Versammlungen regelmäßig das Gemeindeheim aufzusuchen und das Vogelhäuschen mit neuem Futter für die Vögel zu versehen. Wir wollten ihnen dadurch helfen, nicht dem Bezug zu dem Ort zu verlieren, an dem wir sonst jede Woche Zeit verbrachten. Viele Familien nahmen die Idee mit Freude an und kamen mit ihren Kindern zu diesem uns so wohl vertrauten und geliebten Ort. 

Warum kommen wir (normalerweise) jeden einzelnen Sonntag des Jahres her? Was bewegt uns dazu, sonntags morgens früher aufzustehen als der Durchschnittsdeutsche und zur Kirche zu fahren?

Genau wie die Vögel im Vogelhäuschen Nahrung finden, um in den kalten Wintermonaten überleben zu können, so finden wir durch das Evangelium Jesu Christi geistige Nahrung, wenn wir zur Kirche kommen. Wir finden Belehrung durch Geschwister, die um Inspiration vom Herrn getrachtet haben, um sich auf eine Ansprache, oder ein Thema vorzubereiten. Wir finden Rat durch Schwestern und Brüdern, die ihre Berufungen groß machen und danach streben, für die ihnen anvertrauten Geschwister zu sorgen. Und auch wir genießen ein gemeinsames Mahl, nämlich das Abendmahl und machen dabei alle auf die gleiche Art unseren Glauben an Jesus Christus und sein Sühnopfer wirksam.

Wie der Winter im Gedicht von Horst Rehmann, so ist auch die Welt im übertragenen Sinne oft kalt und unser Leben kann trostlos scheinen. Schwierige Lebensumstände führen oft dazu, dass wir uns verlassen und hoffnungslos  fühlen. Aber am Sonntag im Gemeindeheim finden wir Gemeinschaft. Genau wie die Spatzen und Meisen beim gemeinsamen Körnermahl fröhlich zwitschern, so finden auch wir die Gelegenheit, uns  auszutauschen. In der Klassenzeit tauschen wir uns geistig zu Themen aus, die für uns alle von Bedeutung sind und die uns Hoffnung schenken. Wenn Zeugnisversammlung ist, dann erbauen wir uns als Geschwister gegenseitig durch unser Zeugnis und die Freude, die uns der Glaube an unseren Erlöser Jesus Christus schenkt. Und auch zwischen den Versammlungen, oder bevor wir wieder nach Hause gehen, genießen wir noch das Gespräch mit einander. Dann teilt man Sorgen und auch Freude, Enttäuschung wie auch Hoffnung. Und alles in dem Wissen, dass in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage für jeden Platz ist und auch für jeden gesorgt wird, gemäß seinen Bedürfnissen. 

Kommen wir regelmäßig zur Kirche, um aufzutanken und um wieder Nahrung für unsere Seelen zu finden? Das ist jedem selbst überlassen. Aber sicher ist, dass das Gemeindehaus jedem offen steht und dass Christus zu jeder Zeit unseres Lebens mit offenen Armen dasteht, um uns mit Freude und Liebe zu empfangen. 

- Dana Jähn

 

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