Gaben des Geistes - Sonntagsgedanke vom 16. Januar 2022

Gaben des Geistes

 

Wenn ein Kind geboren wird, fragt man sich, was wird dieses kleine Lebewesen mitbringen, wie wird es sich entwickeln, welche Aufgabe wird es auf der Erde zu erfüllen haben, wie wird sein Charakter sein…

Es gibt ein Märchen, da wünschten sich ein König und eine Königin ein Kind. Sie mussten lange darauf warten und groß war die Freude, als es geboren wurde. Deshalb ließ der König ein großes Fest veranstalten und das Kind bekam reichlich Gaben von Guten Feen mit auf dem Lebensweg.  Zum Beispiel: Anmut, Weisheit, einen scharfen Verstand, Fleiß, Intelligenz, Ausdauer, Mut, aber auch Reichtum und Schönheit – alles was nötig ist – um ein Königreich in Ehren und in Rechtschaffenheit eines Tages fort zu führen

An was erinnert uns dieses Märchen?

Wir mussten lange warten, ehe wir auf die Erde kommen durften und wir haben ebenfalls Gaben mitbekommen, die uns im Leben begleiten sollen. Gaben, die uns helfen sollen, Fortschritt zu machen, unser Leben zu meistern und andererseits, unseren Nächsten damit zu dienen.

Manche unserer Gaben sieht man schon im Kleinkindalter, manche Gaben entwickeln sich erst im Laufe der Zeit und manche erst im höheren Alter.

Wenn wir Kinder beobachten, stellen wir fest, dass jedes Kind anders ist. Als Eltern nutzen wir die Eigenschaften gezielt, um ein gutes Endergebnis zu erreichen.

Unsere Tochter war sehr geduldig.  Wenn meine Geduld am Ende war, hat sie dafür gesorgt, dass sich unsere Pflegetochter bettfertig gemacht hat und sie hat ihr geholfen, die Zähne zu putzen. Manchmal legte sie sich zu ihr ins Bett, damit sie endlich zur Ruhe kam und einschlafen konnte. Der ganze Tag war meist schon anstrengend genug und manche Tage hatte ich einfach keine Nerven mehr für sinnloses Theater. 

Unser ältester Sohn war sehr fleißig und hilfsbereit, mit ihm konnte ich im Garten einiges neu anlegen und in Ordnung bringen und zuhause habe ich mit ihm zusammen die Wohnung tapeziert. Er bereitete kaum Probleme und war recht gehorsam, so wie man es sich wünscht.

Unser jüngster Sohn war der absolute Gegenpol zu unserer Pflegetochter, er war die Ruhe in Person und diskutierte nie über irgendeine Anweisung oder ein Verbot. Er nahm alles selbstverständlich hin, im Gegensatz zu ihr, für die alle Anweisungen ungültig waren.

Dafür hatte sie die Gabe - frischen Wind in die Familie zu bringen und für reichlich Abwechslung zu sorgen und durch ihr Temperament blieb uns nichts anderes übrig, als regelmäßig sehr viele schöne Familien-Aktivitäten zu unternehmen.

So war im kleinen Rahmen die Einzigartigkeit der Kinder ein Segen für eine recht gut funktionierende Familie. 

Genauso ist es mit uns als Erwachsene.  Als Kind bereiten wir uns auf unser zukünftiges Leben vor und entwickeln Eigenschaften, die vielleicht unserem Partner sehr positiv auffallen.

Mir gefiel an meinem Mann, dass er immer die Ruhe in Person war, auch wenn es brenzlig wurde, er klagte niemand an, machte keinem Vorwürfe und war immer zuverlässig, wenn er jemanden etwas versprach.  Nur manchmal versprach er mehreren Leuten gleichzeitig, etwas für sie zu tun. Auf telefonische Nachfragen, wo er denn bleibt, musste ich dann die aufgebrachten Leute vertrösten, dass er nicht an 2 oder 3 Orten gleichzeitig sein kann und eine Lösung für die Situation vorschlagen.

Meine Tante hatte die Gabe, dass sie mir immer das sagte, was ich hören wollte und zwar auf eine sehr liebevolle aber auch direkte Art. Wenn sie etwas sagte, hatte ich vollstes Einsehen, wenn es meine Mutter hingegen etwas sagte, fühlte ich mich bevormundet. Meine Tante sagte mir eigentlich nichts anderes als meine Mutter - nur mit Worten, die ich eher akzeptieren konnte. 

Mein Vater liebte mich, so wie ich war, ich kann mich nicht erinnern, dass er mal schimpfen musste. Dann war es aber auch gerechtfertigt.

Meine Großeltern, die ich noch kannte, liebten mich ebenfalls bedingungslos, egal, wie ich mich benahm.

In so einer behüteten Umgebung fühlt man sich sehr wohl und kann heranwachsen.

Was aber ist, wenn die Eltern nicht mehr da sind oder wenn man weit auseinander wohnt?

Dann sucht man sich Freunde, Arbeitskollegen oder Mitglieder in der Gemeinde, die einem helfen können.

Im Erwachsenenalter wird man mit anderen Dingen/Sorgen/Problemen konfrontiert und da braucht man jemand, der genau für diese Fälle Ansprechpartner ist. Meist sucht man sich Menschen aus, wo man weiß, dass sie mit dieser Situation oder dem Problem gut vertraut sind.

Sie haben dann in unseren Augen die nötigen Erfahrungen und Eigenschaften, die wir in diesem Moment sehr dringend nötig haben.  Der Vater im Himmel ist immer an unserer Seite und er schickt uns zur richtigen Zeit Menschen in unser Leben, wenn es erforderlich ist.

Manchmal kommen aber auch Menschen auf uns zu, wenn sie unsere Hilfe oder unseren Rat brauchen.

Aus diesem Grund haben wir verschiedene Gaben mitbekommen. Manche können wir in unserem Patriarchalischen Segen nachlesen, manche entwickeln sich im Laufe der Zeit und manche bekommen wir mit neuen Berufungen ausgesprochen.

Es sind Gaben des Geistes - weil es Gaben von Gott sind, die wir mit der Hilfe des Heiligen Geistes ausüben und die einen Einfluss auf unsere geistige Entwicklung haben und uns Möglichkeiten eröffnen, Jesus Christus ähnlicher zu werden.

Wie bei kleinen Kindern schon sichtbar, so hat jeder von uns persönliche Gaben - und jede Gabe ist wichtig.

Ich möchte einige Gaben aufzählen. Vielleicht erkennen Sie sich in einigen dieser Gaben persönlich wieder, dass sie sie haben oder dass sie dadurch - dass andere sie besitzen - in ihrem Leben gesegnet wurden:

Die Gabe des Glaubens

Die Gabe des Betens

Die Gabe, machtvoll Zeugnis zu geben

Die Gabe des Tröstens

Die Gabe der Weisheit, einer guten Auffassung

Die Gabe der Geduld

Die Gabe, mitfühlend zu sein

Die Gabe, den Geist sehr stark zu spüren

Die Gabe der Unterscheidung zwischen gut und schlecht

Die Gabe, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein

Die Gabe, zuhören zu können

Die Gabe, Liebe auszustrahlen

Die Gabe, Freude zu verbreiten und aufzumuntern

Die Gabe, ehrlich loben zu können

Die Gabe, kreativ zu sein, eine gute Vorstellungskraft zu besitzen, künstlerische Fähigkeiten zu haben

Die Gabe, etwas gut zu organisieren

Die Gabe, gute fesselnde Ansprachen oder Themen zu geben

Die Gabe, mit wenigen Worten zum Kern einer Sache zu kommen

Die Gabe, frei reden zu können

Die Gabe, gut schreiben zu können (Gedichte, Lieder, Briefe, Tagebuch…)

Die Gabe, Täuschungen zu erkennen und Wahrheit von Lüge zu unterscheiden

Die Gabe, Instrumente zu spielen, zu singen, … sportlich zu sein

Die Gabe, Sprachen leicht zu lernen oder zu verstehen

Die Gabe, zu spüren, wann braucht jemand gerade meine Hilfe

Die Gabe, zu heilen und zu segnen

Die Gabe, diplomatisch zu sein, Streit zu schlichten, Streit zu vermeiden

Die Gabe, nicht nachtragend zu sein

Die Gabe, vergeben zu können

Die Gabe, Fehler zugeben zu können

Die Gabe, einen klaren Kopf zu bewahren, einen klaren, scharfsinnigen Verstand zu haben

Die Gabe, Ruhe und Kraft auszustrahlen

Die Gabe, sich in andere hinein versetzen zu können

Die Gabe, liebevoll zu ermahnen und Dinge in Gang zu bringen

… ….     um nur einige zu nennen.

All das sind Gaben, die wir mit der Hilfe des Heiligen Geistes in uns erkennen können, und die wir durch seinen Einfluss - oder Eingebung zur richtigen Zeit anwenden können, um Menschen zu erbauen und aufzurichten, zu stärken und zu heilen, Halt, Kraft, Trost und Hoffnung zu geben.

All das vermögen wir, wenn wir die Gabe der Nächstenliebe in uns entfalten, wenn wir danach trachten, so zu werden, wie Jesus Christus es uns vorgelebt hat. 

 

1.Kor 12:31   

Wir haben, das Vorrecht, nach Gaben zu trachten und auch zu bitten, Gaben auszubauen und zu entwickeln.

 

LuB 46: 26    

Die Gaben des Geistes sind zum Nutzen der Kinder Gottes gegeben.

 

Sie sind da, um unser eigenes Leben und das unserer Mitmenschen zu bereichern. Sie wirken sich letzten Endes immer auf geistiger Ebene aus, so dass wir Dinge überdenken, Einstellungen ändern, Beziehungen vertiefen, uns gut fühlen und ähnlich einer Aufwärtsspirale ganz oben angekommen - Freude empfinden.

Langfristige Freude!  So sind Gaben ein wichtiges Mittel, uns in Richtung Vollkommenheit zu entwickeln, auch wenn wir im Moment weit davon entfernt sind, bzw.  es hier auf der Erde nicht erreichen werden. 

Sie sind die Kraft, die uns antreibt, Gutes zu tun und sie einzusetzen.  FREUDE ist immer der Lohn!

Indem wir die Gaben, die wir besitzen erkennen und groß machen, stärken und festigen sich auch unsere Beziehungen zueinander. 

Wenn wir uns in unserer Gemeinde umsehen, können wir sehen, dass sehr viele dieser Gaben vorhanden sind. Dafür bin ich persönlich sehr dankbar. Das sage ich im Namen Jesu Christi, Amen 

- Ansprache von Schwester Birgit Jähn

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