Unser Blick auf den Herrn schenkt uns Licht in Dunkelheit

Ein Licht, das in der Finsternis leuchet

- Wie uns der Blick auf den Herrn Licht in tiefster Dunkelheit schenkt

Vor wenigen Monaten habe ich eine neue Brille bekommen. Das war bitter nötig, denn die alte war bereits so sehr verkratzt, dass es mir geradezu peinlich war, mich in die Öffentlichkeit zu begeben. Und die Sicht durch besagte Brille wurde durch die Kratzer auch nicht gerade besser. So war ich also beim und habe mir dort eine neue Brille anpassen lassen. Natürlich wurde auch meine Sehstärke neu vermessen und nach ca. zwei Wochen konnte ich dann meine lang ersehnte neue Sehhilfe abholen. Das Sehen war schon beim Anprobieren der Brille etwas ungewohnt und anstrengend, was aber wohl normal ist, wenn man eine Brille mit leicht veränderter Sehstärke bekommen hat. Und so verließ ich dann zuversichtlich den Laden. Ich musste dann aber sehr zu meinem Leidwesen feststellen, dass sich mein rechtes Auge einfach nicht an das neue Glas gewöhnen wollte. Es blieb einfach dauerhaft extrem anstrengend für mich, in die Ferne zu sehen und ich bekam Kopfschmerzen und das Auge tat mir weh. Es war einfach nicht schön. Also bin ich dann 10 Tage später wieder zum Optiker des Vertrauens hingewackelt und habe ihm erklärt „Das ist falsch! Bitte ändern!“

Was habe ich aus dieser Erfahrung gelernt? Im Kern beschränkt es sich wohl auf Folgendes: Mit fehlender Weitsicht ist das Leben Käse!

Nun ist es ja so, dass sich das moderne Leben in extremer Kurzsichtigkeit abspielt. Schon seit Jahrhunderten geht der Trend immer mehr weg vom Sehen in die Ferne, das man früher zum Beispiel für die Jagd brauchte, aber auch um zu beobachten, ob der Feind kommt. Aber in den letzten 30 Jahren hat das Sehen und Leben auf kürzester Distanz wirklich ein extremes Ausmaß angenommen. Erst saß man plötzlich ganz viel am PC und nun seit ein paar Jahren starren alle fast permanent auf ihr Smartphone. Und zwar so häufig und in jeder Situation, dass man im Volksmund von den so genannten Smombies spricht (eine Zusammensetzung aus den Worten „Smartphone und Zombie“), wenn Leute auf ihr Handy starrend durch die Gegend laufen und kaum noch mitbekommen, was um sie herum passiert. Und ich möchte jetzt auf niemanden mit dem Finger zeigen, aber … ich bin da sicher keine positive Ausnahme.

Die Kurzsichtigkeit ist also zentraler Teil unserer Gesellschaft und unseres Lebens. Und die meisten von uns begrüßen das auch sind damit sehr zufrieden. Aber trotzdem hat vermutlich jeder hier schon einmal, oder schon mehrfach die Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn man auf einen Berg gestiegen ist und vom Gipfel aus diesen unvergleichlichen Weitblick in die Umgebung und ins Tal genießt. Das ist so ein erhabenes Gefühl und irgendwie denkt man bei dieser Weitsicht, man könne mehr schaffen, mehr erreichen als sonst.

Auch wenn es um Fortschritt jeglicher Art geht, ist es von entscheidender Bedeutung, weit voraus blicken zu können und sich große Ziele zu setzen. Ein immer wiederkehrendes Motto in diesem Jahr in der Kirche war „Blickt auf den Herrn.“ Der Blick auf Gott Vater ist wohl das Maximum an Weitsicht, das man haben kann. Er hat uns verheißen, dass er uns den geraden Weg führen wird, der in seine Herrlichkeit zurückführt, wenn wir auf ihn blicken und seine Gebote halten.

Des Weiteren habe ich darüber nachgedacht, wie unangenehm und erstaunlich einschränkend es ist, wenn man eine mangelhafte Nachtsicht hat. Ich erinnere mich noch gut an meine Nachtfahrt in der Fahrschule. Natürlich ist meine Fahrlehrerin damals mit mir irgendwo ins hinterste Dorf  gefahren, das man im Bonner Umkreis irgendwie finden konnte. Und ich war total geschockt davon, wie wenig ich sehen konnte und wie angsteinflößend ich das empfunden habe. Also, wie schon Helge Schneider uns gelehrt hat: Immer schön die Möhrchen essen!

Aber was ist, wenn wir im übertragenen Sinne im Nachtsichtmodus sind? Was ist, wenn Finsternis unsere Seele erfüllt? Finsternis in der Seele, aufgrund von Depression oder auch einfach von Zweifel und Hoffnungslosigkeit wegen schwerer Prüfung, können unseren Blick auf den Herrn enorm einschränken. Was sind dann unsere geistigen Möhrchen? Was hilft uns, in diesen Zeiten dennoch voranzuschreiten und nicht abzufallen?

Präsident Nelson hat uns aufgefordert, uns gute geistige Gewohnheiten anzueignen. Er hat uns gewarnt, dass in diesen letzten Tagen die Zeit kommen wird, wenn niemand bestehen kann, der sein geistiges Fundament nicht fest gemacht hat. Gewohnheiten, die uns an Jesus Christus binden, können für uns wie ein Scheinwerfer in der Finsternis fungieren.

Uns ist außerdem verheißen, dass die Liebe des Vaters bei uns verbleiben wird, wenn wir seine Gebote halten. Dann werden wir nicht in Finsternis wandeln. Mehr als alles andere gibt uns der Tempel Licht in unserem Leben. Es ist wohl kein Zufall, dass jeder Tempel zumindest überwiegend weiß ist und nachts stets beleuchtet wird. Unsere Bündnisse zu kennen, zu verstehen und zu halten, schenkt uns Licht und lässt uns den Herrn und sein Werk besser verstehen und erkennen. So können wir in die richtige Richtung gehen.

Ich musste beim Stichwort Dunkelheit automatisch an das Sühnopfer denken. Niemand hat jemals größere Finsternis erlebt als Jesus Christus, als er in Gethsemani für unsere Sünden litt. Die Dunkelheit und das Leid, das er dort ertragen musste, haben selbst seine Seele so sehr gequält, dass er davor zurückschrecken wollte. Aber doch hat er es überwunden! Er ist aus der Dunkelheit verherrlicht wieder hervorgekommen. Er ist das Licht, das in der Finsternis leuchtet und die Finsternis erfasst es nicht.

Ein Apostel hat mal in einer Ansprache der Generalkonferenz gesagt, dass jeder von uns in seinem Leben irgendwann durch Getsemani gehen muss. Zum Glück müssen wir bildlich gesprochen nur durch einen ganz kleinen Teil von Gethsemani gehen. Aber doch gehört es zum Sinn unseres Lebens dazu, dass wir Leid, Bedrängnis und Dunkelheit erfahren.

Aber Alma stellt uns im 5. Kapitel, Vers 19 die Fragen: „Könnt ihr an jenem Tag  mit lauterem Herzen und reinen Händen zu Gott aufschauen? Könnt ihr aufschauen, wobei das Abbild Gottes (gemeint ist Jesu Christi) eurem Gesichtsausdruck aufgeprägt ist?“ Hier ist wortwörtlich die Sprache vom Blick auf zu Gott. Und dann verbunden damit, Christi Angesicht dem eigenen Gesicht aufgeprägt zu haben.

Ich glaube, wenn wir es schaffen, dass unser Zeugnis vom Erlöser Jesus Christus so sehr zu einem Teil von uns geworden ist, dass man ihn förmlich in uns sehen kann, weil sein Angesicht unserem Angesicht aufgeprägt ist, dann fungiert dieses Zeugnis für uns wie ein Autopilot. Dann können wir auch in finsterster Nacht die richtige Richtung nicht mehr verfehlen. Dann werden wir immer in Richtung Gott Vater gehen, auch wenn wir ihn mal nicht sehen können.

Ich möchte mein Zeugnis geben, dass Jesus Christus lebt und dass sein Sühnopfer uns Licht gibt. Und das nicht nur am Mittag, sondern vor allem dann, wenn in unserer Seele Finsternis herrscht.

Im Namen Jesu Christi, Amen

 

    - aus einer Ansprache von Schwester Dana Jähn

 

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